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Grenzenlos schreiben – eine spannende Herausforderung
Ein Schreibworkshop mit Teilnehmern, deren Muttersprache nicht die deutsche ist, wird zwangsläufig zu einer Herausforderung. Wenn mehr als die Hälfte der Teilnehmer zudem einen teils dramatischen Migrationshintergrund hat, wird die Herausforderung noch größer. Und wenn diesen Menschen gleichaltrige deutsche Teilnehmer als Partner zur Seite stehen, wird es interkulturell richtig spannend.
Carola Kupfer durfte ein ganzes Wochenende eine Gruppe aus zwei jungen Frauen und einem jungen Mann deutscher Herkunft, zwei Äthiopiern, einem Syrer und einer Ungarin kennenlernen, begleiten und vorsichtig coachen. Dabei sind Texte und Textcollagen entstanden, die sich mit den Themen Flucht, Heimat und Freunde befassen – aus jeweils ganz persönlicher Sicht. Die Texte wurden gemeinschaftlich erarbeitet: im Gespräch miteinander, in Kleingruppen oder zu zweit im Team. Dadurch haben alle Teilnehmer viel voneinander erfahren und sich intensiv ausgetauscht. Auch vermeintliche sprachliche Hürden waren dabei irgendwann kein Problem mehr – man verstand sich einfach. Die Texte, die in diesem Buch erstmals veröffentlicht sind, sind aufwühlend, berührend und manchmal einfach nur traurig. Einigen Teilnehmern fiel es anfangs sehr schwer, über die persönlichen Erlebnisse zu reden, geschweige denn zu schreiben. Doch in der sehr nahen und vertrauensvollen Atmosphäre unseres Workshops lösten sich diese Ängste und es sind bewegende Dokumente entstanden – von allen Teilnehmern. Jeder lässt darin einen Blick in sein Innerstes zu, was sicherlich für die meisten ungewohnt war.
Seit zwei Jahren werden an der beruflichen Schule in Schwandorf junge Menschen mit Flucht- und/oder Migrationshintergrund sprachlich gefördert und auf die Arbeitswelt vorbereitet. Sie kommen aus der ganzen Welt und haben zum Teil lange Wege hinter sich gebracht, bis sie hier in Schwandorf angekommen sind. Nur wenige haben die Gelegenheit, Gleichaltrige aus der Region kennen zu lernen oder bei einem Praktikum wichtige berufliche Kontakte zu knüpfen. Genauso entgeht den deutschen Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Region eine spannende Möglichkeit, internationale Bekanntschaften zu machen und mehr über die Herkunftsländer und die unterschiedlichen Lebenswelten zu erfahren. Erkenntnisse aus der Forschung zur internationalen Jugendbegegnung zeigen, dass durch derartige Maßnahmen positive Langzeitwirkungen z. B. hinsichtlich der Persönlichkeitsentwicklung und der interkulturellen Kompetenz bei den Teilnehmenden zu erwarten sind. Warum also nicht eine internationale Jugendbegegnung vor Ort? „Fremde sind Freunde, die man noch nicht kennt“, lautet eine Aussage des Dalai Lama – und so bietet das Projekt crossing-life-lines des Beruflichen Schulzentrums Oskar-von-Miller und des Instituts für Kooperationsmanagement (IKO), gefördert durch die Globus Stiftung, an zwei Wochenenden die Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens und der Beschäftigung mit den unterschiedlichen Lebenswegen im Rahmen künstlerischer Workshops.